Montag, 17. September 2012

Berlin Art Week

Die Berlin Art Week ist schon putzig. Verglichen mit der Art Cologne, die ihre Besucher gnadenlos verschlingt, im dichten Dickicht ihres Gedärms stundenlang umherirren lässt, um sie dann irgendwann überfordert und orientierungslos wieder auszuspucken, allemal. Das kann einem in Berlin nicht passieren. Hier nimmt man sich ein bis zwei Stündchen pro überschaubarem Standort Zeit, spaziert locker durch, weil es nicht wirklich voll ist (besuchermäßig), und das selbst am Wochenende. Okay, man sollte sich ich etwas auskennen in der Stadt, denn die Zeit, die man nicht ins Kunst-Gucken zu investieren braucht, weil ja nicht viel dahängt/-steht (kunstmäßig), kann man fürs Fahren verwenden, denn man muss kreuz und quer durch die Stadt. Aber so ist das halt in Berlin. Berlin ist ja bekanntlich groß. Für das 28-Euro Ticket kommt man auch noch in gefühlt sämtliche Museen - kann man nicht schaffen, aber egal. Schade ist, dass von vier stattfindenden Messen nur zwei (abc und Preview) im Kombi-Ticket enthalten sind, während man die anderen beiden (Berliner Liste und Urban Art Fair) auf der Homepage der Art Week nur unter "weitere Termine" finden kann und dann vor Ort extra zahlt. Besucherfreundlich ist das nicht gerade, aber hey, Berlin ist ja bekanntlich groß, und da sind sich eben nicht alle immer einig.

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Urban Art Fair im alten Postbahnhof beim Ostbahnhof: Wenn man auf klassische Tattoo-Ästhetik steht, Sprayen erstmal grundsätzlich cool findet, bunten, reduzierten Comic-Style mit Hang zum Kitsch, kurzum: Plakatives und Augenfälliges mag, dann ja. Sonst eher nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel. Mir gefielen: zozoville.com und www.shaka1.fr und dass es Kaffee für einen Euro gab, aus dem ein doppelter Espresso wurde, weil die Kaffeemaschine kaputt war.

Berliner Liste im Muma Kraftwerk Köpenicker Str.: Ein großartiger Raum! Toll toll toll! Mit viel guter Kunst drin. Christian Boros mag finden, dass sich heutige Künstler nicht mehr für das realistische Abbilden interessieren, dort war es nicht so. Mir gefielen: www.svenja-schueffler.de, rbemde.wordpress.com, michael-luther.net, ramonsurinyac.com, Gerard Mas, die beiden letzten vertreten von der Galerie 3punts, die schlauerweise sowohl hier als auch bei "Preview" anwesend war. Schrecklich: Die Galerie Panse mit Songe-Creux. Sowas hängt sich vielleicht Harald Glööckler auf... Und SORRY, Herr Glööckler, falls nicht.

Preview Berlin im Hangar 2 Flughafen Tempelhof: Nun ja. Nach der DMY habe ich ehrlich gesagt etwas mehr bespielte Fläche erwartet.Schön wäre auch gewesen, man hätte den Besuchern den Austritt aufs Flugfeld erlaubt. Schade. Neben 3punts (s.o.) fand ich gut: Majla Zeneli bei maniere noire, Achim Riethmann bei jungekunstberlin.de. Hye-Ja bei Lee Gallery Berlin und Chapeau!: Stefan Hoenerloh. Dislike: Anne Hoenig bei loop-raum.de.

abc Art Berlin Contemporary in der Station Berlin: Keine Ahnung. War nicht da. Nachdem ich es letztes Jahr echt größtenteils lame, snobby und angestrengt ernst fand. Ausnahmen bestätigen usw. Kann dieses Jahr aber nichts dazu sagen, vielleicht gehe ich nächstes Jahr wieder mal hin.

Insgesamt fände ich es interessant, das Ganze etwas mehr zu mischen. Warum nicht ein paar mies nach Lack stinkende Live-Sprayer bei der abc-Messe neben die gelangweilt-coolen, auf ihr MacBook starrenden Galerie-Mitarbeiter stellen? Und so auch dem Publikum mehr Kontrast-Programm an EINEM Ort bieten?

Hier noch ein Paar Fotos von meiner (eher miesen) Handy-Kamera: