Dienstag, 17. Januar 2012

Berlin Fashion Week

Die Welt der Mode ist mir eine recht fremde Welt, doch manchmal hole ich mein Fernglas raus. Dann sehe ich schöne Frauen, die auf Fotos immer den Mund leicht offen stehen haben und ausdrucksstark glotzen. Ich lese Wörter wie Basics, Hutkreation oder Winterlinie. Die Menschen, die Kleidungsstücke entwerfen, werden in diesem Zusammenhang Modeschöpfer genannt. Nicht superunrecht hat, wer mir unterstellt, dass ein leichter Schleier aus Missgunst auf meinen Augen liegt, wenn sie auf Modethemen blicken. Es wäre dies eine Unterstellung, die ich mit Fassung tragen würde. Ganz so wie meinen leichten Schleier, denn an den lasse ich keinen Couturier, der da womöglich Fransen oder Bommeln dran näht.

Mein missgünstig gefärbter Blick mag vor allem darin begründet liegen, wie ernst sich die Modebranche nimmt – und leider selbst von gebildeten Menschen viel zu häufig auch genommen wird. Die Bedeutung von Mode in der Menschheitsgeschichte ist keine geringe und wohl gibt es Künstler unter den Schneidern, doch auf den grellen Laufstegen und in der Fashion-Knallpresse ist davon nichts zu sehen. Ich frage mich, wann die Blasiertheit endlich so groß geworden ist, dass sie auf die Umsätze drückt.

Neulich ist Ihrem klassisch-eleganten Blogschöpfer und Wortcouturier das sehr erfolgreiche Beispiel einer sympathischen kleinen Gegenbewegung ins Blickfeld geraten. Es handelt sich dabei um eine gleichsam kleidsame wie praktische Anziehsache, der er immerwährende Saison wünscht. Angeboten wird sie etwa in einem Pop-up-Store am Litfaß-Platz, der – Hut up! – nichts anderes anbietet. Es handelt sich um den flauschig-feschen Einteiler von OnePiece. Man muss nur reinspringen in den Onesie und ein bisschen strampeln, und schon stimmen Laune und Look. Das Ding sollte Schuluniform werden!

RaKa


Montag, 2. Januar 2012

Die Denkerei

Bazon Brock, für die, die Bazon Brock nicht kennen, ist Ästhetik-Professor. Der Schriftsteller Max Goldt weiß nicht viel über ihn: „Bazon Brock ist kein Mann, über den ich viel weiß, sicher hat er eine tolle Wohnung. Biblisch teuer und quadratmeterstark. Um von der Küche ins Wohnzimmer zu kommen, muss er ein Taxi nehmen.“*

Kürzlich hat Prof.em. Dr.sc.tc.h.c. Bazon Brock, gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern wie etwa Peter Sloterdijk und in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg, am Kreuzberger Oranienplatz eine repräsentative Niederlassung mit Namen „Denkerei“ eröffnet. An der Fassade des ehemaligen, denkmalgeschützten Kaufhauses Maaßen, das die Denkerei im Erdgeschoss beheimatet, steht neben „Bazon Brock“ u.a. auch „Denker im Dienst“, „Öffentliches Glühen“, „tapfer & theoretisch“ geschrieben.

Im so genannten „Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand“ soll, so informiert die Homepage, „mit Hilfe unterschiedlicher Kunst- und Kommunikationsformate die gesellschaftliche Diskussion komplexer Problemstellungen (wie z.B. Euro-Krise oder Atommüllendlager) im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aufgegriffen werden“.

Die Begrüßung der Gäste zur Eröffnung der Denkerei am 3. Dezember 2011 übernahm nicht überraschend der „Denker im Dienst, verpflichtet dem öffentlichen Glühen für die Mission ‚Die Zukunft ist wahrscheinlich’“, d.h. Bazon Brock. Das erinnert mich an Ralf Kabelkas Figur des CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Udo Brömme und dessen origineller formulierte Mission „Zukunft ist gut für alle!“

Durchaus interessant ist das Amt, theoretisch werde ich mal hingehen. Liegt ja in der Nachbarschaft. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob mir diese witzig gemeinte Art der Schaffung eines vermeintlich breiteren Zugangs zum großen Denken auch ein bisschen sympathisch ist, oder ob hier wieder nur die konsensorientierte Ironie-Pest um sich greift.

Unter den Gästen, so zeigt ein Foto von der Eröffnungs-Veranstaltung, war auch Richard David Precht. Sicher hat er aufmerksam zugehört und nicht weiter gestört. Unter den Rednern war er laut Liste jedenfalls nicht. Ich denke, was die Zukunft betrifft – da muss man abwarten.

*Zitiert aus dem Text: Affige Pizzen. Erschienen in dem schönen Buch: ‘Mind-boggling’ – Evening Post (Rowohlt). In dem Text von Max Goldt geht es um Menschen, die schon qua Name zum „Supersein erkoren“ sind.

Ralf

Beschleunigung

Chevrolet lässt in einem aktuellen Spot (Goodby Silverstein & Partners) seinen neuen Kleinwagen „Sonic“ aus einem Flugzeug fallen. Das Fahrzeug mit Fallschirm braust durch den wolkenlosen Himmel über Arizona. Das Video ist ganz nett anzusehen, der Claim dazu ist so naja:
The sky was the limit“:



Groß, und darum sei das Ganze hier gepostet, ist allerdings der Claim, der auf einer begleitenden Banner-Werbung für diesen Kleinwagen-Skydive zu lesen war:
"0 - 60 mph in 0.4 seconds (when dropped from a plane)"
Ralf