Montag, 2. Januar 2012

Die Denkerei

Bazon Brock, für die, die Bazon Brock nicht kennen, ist Ästhetik-Professor. Der Schriftsteller Max Goldt weiß nicht viel über ihn: „Bazon Brock ist kein Mann, über den ich viel weiß, sicher hat er eine tolle Wohnung. Biblisch teuer und quadratmeterstark. Um von der Küche ins Wohnzimmer zu kommen, muss er ein Taxi nehmen.“*

Kürzlich hat Prof.em. Dr.sc.tc.h.c. Bazon Brock, gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern wie etwa Peter Sloterdijk und in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg, am Kreuzberger Oranienplatz eine repräsentative Niederlassung mit Namen „Denkerei“ eröffnet. An der Fassade des ehemaligen, denkmalgeschützten Kaufhauses Maaßen, das die Denkerei im Erdgeschoss beheimatet, steht neben „Bazon Brock“ u.a. auch „Denker im Dienst“, „Öffentliches Glühen“, „tapfer & theoretisch“ geschrieben.

Im so genannten „Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand“ soll, so informiert die Homepage, „mit Hilfe unterschiedlicher Kunst- und Kommunikationsformate die gesellschaftliche Diskussion komplexer Problemstellungen (wie z.B. Euro-Krise oder Atommüllendlager) im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aufgegriffen werden“.

Die Begrüßung der Gäste zur Eröffnung der Denkerei am 3. Dezember 2011 übernahm nicht überraschend der „Denker im Dienst, verpflichtet dem öffentlichen Glühen für die Mission ‚Die Zukunft ist wahrscheinlich’“, d.h. Bazon Brock. Das erinnert mich an Ralf Kabelkas Figur des CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Udo Brömme und dessen origineller formulierte Mission „Zukunft ist gut für alle!“

Durchaus interessant ist das Amt, theoretisch werde ich mal hingehen. Liegt ja in der Nachbarschaft. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob mir diese witzig gemeinte Art der Schaffung eines vermeintlich breiteren Zugangs zum großen Denken auch ein bisschen sympathisch ist, oder ob hier wieder nur die konsensorientierte Ironie-Pest um sich greift.

Unter den Gästen, so zeigt ein Foto von der Eröffnungs-Veranstaltung, war auch Richard David Precht. Sicher hat er aufmerksam zugehört und nicht weiter gestört. Unter den Rednern war er laut Liste jedenfalls nicht. Ich denke, was die Zukunft betrifft – da muss man abwarten.

*Zitiert aus dem Text: Affige Pizzen. Erschienen in dem schönen Buch: ‘Mind-boggling’ – Evening Post (Rowohlt). In dem Text von Max Goldt geht es um Menschen, die schon qua Name zum „Supersein erkoren“ sind.

Ralf